Die Corona – Krise hält die Welt in ihren Klauen.

Der globale Sport steht still. In den Boulevardzeitungen wird spekuliert, welcher Bundesligist wohl als erstes über die Wupper geht.
Doch auch unser „Amateurfußball“-Alltag ist massiv betroffen.

Bis mindestens zum 20.April ruht der Ball im Fußballverband Rheinland – ein Ende der Zwangspause ist nicht formulierbar, auch wenn alle auf eine schnelle Rückkehr auf den Platz hoffen.

Wir haben mit unserem 1.Vorsitzenden David Follmann darüber gesprochen, welche Auswirkungen die Corona Krise auf den
FC Germania Metternich 1912 e. V. derzeit hat und wie sich der Verein auf das Leben nach der Krise vorbereitet.

Interview mit David Follmann

ECHO: Hallo David, der Trainings- und Spielbetrieb ruht seit mittlerweile etwas mehr als einer Woche. Wie geht es dir nach den ersten Tagen „Zwangspause“?

David Follmann: Das ist natürlich für alle eine sehr ungewohnte Zeit und bedeutet auch für uns als Vorstand eine enorme Herausforderung. Vordergründig ruht der Ball. Im Hintergrund sind wir jedoch weiterhin aktiv.

Auf der einen Seite eine Gelegenheit, sich zu sortieren. Auf der anderen Seite haben wir organisatorisch einige Dinge angestoßen, die wir ohnehin schon im Fokus hatten.

So werden wir die Einrichtung unserer Gebäude, im Wesentlichen hoch frequentierte Bereiche wie Umkleidekabinen und Toiletten einem weiteren Update unterziehen. Ziel ist es, die Hygiene in diesen Räumen zu verbessern.

Dies bedeutet zum Beispiel, dass neben schon vorhandenen kontaktlosen Seifenspendern auch Lampen und Waschbecken zukünftig mit Sensoren ausgestattet sein werden.

Weiterhin werden wir Desinfektionsspender zentral installieren und darüber hinaus auch weitere Verbesserungen an unseren Anlagen vornehmen.

Wir haben unseren kleinen Naturrasenplatz am Trifter Weg eingemessen, so dass auch für die E- und F-Jugenden zukünftig ein einfaches Abkreiden möglich sein wird.

Im Bereich der Bandenwerbung müssen wir auf der einen Seite Ausbesserungen vornehmen, auf der anderen Seite haben wir weitere Schienen angebracht, um zukünftig eine leichte Installation zu ermöglichen.

Auch personelle Planungen schreiten selbstverständlich weiter voran. Unabhängig von Liga und dem weiteren Verfahren werden wir unseren eingeschlagenen Weg weiter beschreiten.

Wir freuen uns in diesen Zeiten aber auch über den Relaunch unseres geliebten Germania Echos in neuer Optik und arbeiten an einer Sonderausgabe für den Sommer – 20 Jahre nach der Meisterschaft in der Rheinlandliga und dem Aufstieg in die Oberliga.

ECHO: Die Krise trifft sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich viele Vereine finanziell sehr stark aufgrund ausbleibender Einnahmen.
Inwiefern betrifft die Germania dieses Problem?

David Follmann: Wir haben die Situation im Hinblick auf Risiken in Form von ausbleibenden Einnahmen analysiert und verschiedene Ausfallszenarien entworfen. Gerade jetzt kommt uns unser über Jahre bewährtes Vergütungssystem im Spielbetrieb zu Gute.

Alle Spieler erhalten ausschließlich auf Prämien basierende Zahlungen. Dies bedeutet, dass wir hier ohne Spiele auch keine Fixkosten tragen. 

Im Trainerbereich sieht das anders aus. Hier laufen die Kosten ganz normal weiter. Weiterhin steht die Einbuße der Eintrittsgelder aus Heimspielen im Raum.

Offen ist aber auch, ob wir aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung den ein oder anderen Sponsor verlieren werden.
Auch die Durchführung unserer gegebenenfalls und die damit verbundenen Einnahmen stehen auf dem Spiel.
Dies wäre für uns wirtschaftlich, aber auch gesellschaftlich ein schmerzhafter Ausfall. 

Darüberhinaus steht unser Sportlerheim aktuell still – hier können wir bis auf Weiteres keine Einnahmen planen.

Grundsätzlich sind wir in unserer Struktur, die sich stark auf Mitgliedsbeiträge und eine breite Basis an Sponsoren stützt, gefestigt und
die Basis der Germania damit stabil. Das ist ein sehr gesunde Einnahmenpyramide, die uns in dieser Zeit zugute kommt.

ECHO: Wie können die Mitglieder die Sponsoren in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit unterstützen?

David Follmann: Unser Credo im Umgang mit Sponsoren war und ist stets davon geprägt, dass wir etwas zurückgeben möchten.
Auch wenn wir uns im Amateurbereich bewegen, haben wir zahlreiche Mitglieder und deren Familien im Umfeld. 

Diese „Kaufkraft“ möchten wir unseren Partnern zur Verfügung stellen und rufen dazu auf, lokal einzukaufen – egal ob es Waren oder Dienstleistungen sind – unterstützt die Partner des Vereines – dadurch unterstützt Ihr indirekt auch den Verein. 

Wir werden in den nächsten Tagen zwei Botschaften deutlich adressieren – an unsere Sponsoren ein Unterstützungsangebot und an unsere Mitglieder, um nochmal deutlich darauf hinzuweisen, wer unsere Partner sind.

ECHO: Die 1.Mannschaft ist mit 13 Punkten Vorsprung Tabellenführer – so viele waren es in der Bezirksliga Mitte noch nie. Wie schätzt du die Situation ein? Wird die Saison zu Ende gespielt?

David Follmann: Eine Einschätzung fällt, auch nach den Aussagen des Fußballverbandes, sehr schwer. Insbesondere die Dauer der Unterbrechung kann aktuell niemand seriös quantifizieren.

Im besten Fall spielen wir die Saison sportlich zu Ende, wann immer das auch sein mag. Ein Abbruch oder eine Annullierung kann hier keine Lösung sein. 

Wir kämpfen mit beiden Seniorenteams in sehr aussichtsreichen Positionen um den Aufstieg in die nächsthöheren Klassen.
Wer unsere Historie kennt, weiß um die Dramatik, die für uns enthalten ist.

Wir sind der Meinung, dass sportliche Entscheidungen auf dem Platz erfolgen sollen und werden um unsere Ziele kämpfen.
Es gibt auch keinen Grund, eine Saison abzubrechen und stattdessen eine neue zu starten.

Das Szenario ist völlig neu und folglich müssen wir in diesen Tagen auch komplett neu denken und nicht standardisiert reagieren.

ECHO: Last but not least. Welche Chancen bietet die aktuelle Zeit aus deiner Sicht?

David Follmann: Welche es genau sein werden, ist schwer zu sagen. Schwer deswegen, da sie so vielfältig sind.
Anhand der Reaktionen und Verhaltensmuster vieler Menschen in diesen Wochen, ist festzustellen, wie sehr die Gesellschaft in ihrem Bestreben der Aktivitäten gefangen und heiß gelaufen ist. 

Nur wenige Menschen können mit dem Zustand der Ruhe und Selbstfindung umgehen und suchen verzweifelt jegliche Nische, diese zu vermeiden. 

Immer in der Angst, etwas verpassen zu können. Dies könnte eine Erkenntnis für viele sein. Aber auch die Beurteilung einer nachhaltigen Lebensweise sowie das Bewusstsein für sozialen Frieden und Sicherheit. 

Für viele eine Selbstverständlichkeit, die aber schnell verloren geht, wenn die Ängste schon bei profanen Dingen des Lebens einsetzen.

 Auf den Punkt gebracht, wünsche ich mir mehr Aufmerksamkeit für die wesentlichen Dinge des Lebens. 


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