Liebe Germania-Anhänger,

liebe Fußballer im Fußballverband Rheinland,

mit großer Spannung verfolgen wir seit Wochen die anhaltenden Diskussionen um die Lösung für die Spielzeit 2019/2020.
Nicht nur im Profigeschäft, sondern auch im Amateurfußball stellt sich die Frage, auf welche Art und Weise wir die Saison beenden können.

Eine Prognose, wie es mit dem öffentlichen Leben in Rheinland-Pfalz und der Bundesrepublik Deutschland bis zum Ende des Jahres 2020 bestellt sein wird, kann niemand ernsthaft stellen. 
Daher möchten wir uns an den Diskussionen um den Zeitpunkt einer Fortsetzung der Spielzeit oder dem möglichen Beginn einer neuen Saison auch nicht beteiligen. 

Dennoch bewegt uns die Diskussion, um die Art und Weise der Fortführung der laufenden Saison dieser Tage sehr stark.

Als Teilnehmer der zweiten Videokonferenz des Fußballverband Rheinland am 17.04.2020, hat sich unser Vorsitzender David Follmann in den Austausch hinsichtlich der Fortsetzung der Saison eingebracht. Im Rahmen dessen wurden verschiedene Szenarien aufgezeigt, wie mit der Saison 19/20 umgegangen werden könnte. Auch ein Meinungsbild wurde, wie schon in der ersten Videokonferenz, von den Vereinen erbeten.

Offen gesagt sind wir erstaunt darüber, wie einhellig die Meinung unter den Verbandsvertretern aber auch unter den Vereinsvertretern der anderen Vereine in Richtung eines Abbruchs der Saison tendiert. 

Am Ende hatte sich David Follmann als einziger Teilnehmer der Konferenz für eine Fortsetzung der Saison – Zeitpunkt offen – ausgesprochen.

Die Argumentationslage ist natürlich aus unserer Sicht relativ offensichtlich und wenig vergleichbar mit den Situationen anderer Vereine
(den Liverpool FC ausgenommen – Grüße an dieser Stelle an die Anfield Road). Seit mittlerweile zwölf Jahren (in Zahlen: 12) kämpfen wir mit unseren Mitteln um den Aufstieg in die Rheinlandliga.

Jeder im Fußballverband kennt die Geschichte des FC Germania Metternich, den „Unaufsteigbaren“ aus der Kaul.
Seit 2016 wurden wir jedes Jahr Vizemeister. 

2008 wurde uns die Meisterschaft durch einen Punktabzug genommen. Vizemeisterschaften 2009, 2010 und 2014 folgten. 
2015 haben wir festgestellt, dass das Torverhältnis im Amateurfußball unterhalb der Regionalliga keinen Wert hat – das Ergebnis ist bekannt.

 

Nach 19 Spieltagen stehen wir derzeit mit 13 Punkten Vorsprung auf Platz 1 der Bezirksliga Mitte. Es scheint machbar zu sein dieses Jahr.
Nicht sicher, aber machbar. Und jetzt kommt der entscheidende Punkt: wir möchten weiter daran arbeiten aufzusteigen, AUF DEM PLATZ!

Denn da liegt ja nach einem bekannten Sprichwort, die Wahrheit.

Jetzt könnte man sagen: ihr steigt am „grünen Tisch“ (ist der eigentlich wirklich grün?) auf. Passt doch. Nein, passt irgendwie nicht.

Natürlich wäre es sportlich der langersehnte Weg. Rheinlandliga. Verbandsoberhaus. Aber Fußball ist mehr als nur 6. oder 7.Liga.
Was uns alle treibt sind Emotionen. Freude über Siege, Tränen über Niederlagen und Misserfolge.

Der legendäre Nationaltrainer Sepp Herberger hat einmal gesagt: „Die Leute gehen ins Stadion, weil sie nicht wissen wie es ausgeht.“
Und obwohl wir 13 Punkte vorne sind, wissen wir nicht wie es ausgeht. Wir möchten es aber erfahren. AUF DEM PLATZ.

Die Frage, die wir uns jetzt stellen: sind wir mit dieser Meinung allein auf weiter Flur? Möchte der Rest der Fußballwelt dies nicht auch auf dem Platz erfahren?

Ja, es geht bei den meisten Vereinen um weniger als bei uns. Das verstehen wir. Auch ist diese extreme emotionale Verbundenheit zu einem Ziel für Viele vielleicht nicht nachvollziehbar.

Und der Weg, einen Aufstieg bei Abbruch anzunehmen oder einen Nicht-Abstieg gerne in Empfang zu nehmen macht rational auch Sinn.
Emotional halt nicht.

Die Ur-Werte des Fußballs beziehen sich doch auf Emotionen. Freude am Spiel. Fairer Wettbewerb auf allen Ebenen. Es sollte nicht um Geld, Verträge etc. gehen. Auf Profiebene ist das noch einigermaßen verständlich, aber im Amateurfußball eine Ausuferung, der schon viele Vereine erlegen sind.

Sowohl der größte deutsche Landesverband in Bayern, der mit Dr. Rainer Koch einen erfahrenen Juristen in seinen Reihen weiß, aber auch andere Verbände positionieren sich sehr klar für eine Fortführung der Saison, voraussichtlich ab 01.09.2020.

Man spricht sogar von „großen juristischen Gefahren“, die ein Abbruch auslösen würde und sieht den Kreis derer, die den Verband in Regress nehmen könnten, nicht nur bei den Vereinen, sondern sogar in den angeschlossenen gastronomischen Betrieben.

Der Verband in Niedersachsen spricht im Zusammenhang mit der Fortführung der Saison von der „saubersten und sportlich fairsten Lösung“ und führt die Planungssicherheit der Vereine an. Es wird als langfristige Lösung gesehen. So sehen wir es auch.

Für uns sehr schwer nachzuvollziehen, dass der Fußballverband Rheinland die gleichen Argumente (Rechtliche Risiken, Planungssicherheit) nutzt, um die Saison tendenziell abzubrechen und eine Entscheidung in diese Richtung sogar propagiert.

Brechen wir dann nächstes Jahr wieder ab, wenn die Behörden den Sportbetrieb ein zweites Mal aussetzen?
Wir sehen an dieser Stelle auch die Vertreter des DFB gefordert. Insellösungen in den einzelnen Verbänden können keine Lösung sein.

Der DFB hat die juristische Grundlage gelegt, die Saison 19/20 bis zum 30.06.2021 zu spielen. Daher sollte es der Anspruch sein, die laufende Saison zu einem würdigen Ende zu bringen. Nicht wegen uns. Aber wegen den Emotionen, die der Fußball auslöst.

Sich mit seinen besten Freunden im Erfolg und in der Niederlage in den Armen zu liegen und auf das Erreichte zurück zu blicken.

Der Vorstand des FC Germania Metternich 1912 e.V.

gez. David Follmann (1.Vorsitzender) und Tobias Lommer (2.Vorsitzender)


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Aufstieg, Emotion, Fußballverband Rheinland, Leidenschaft, Wahrheit