Rund 75.000 Schiedsrichter sind Woche für Woche im Einsatz damit auf den Sportplätzen der Bundesrepublik ein geordneter Spielbetrieb stattfinden kann. 

Als Teil des Amateurfußballs sind die Referees für den regelkonformen Ablauf aller Spiele verantwortlich. 

Auch in brenzligen, hitzigen und aufgeladenen Situationen sorgen sie für Recht und Ordnung im Amateurfußball.
Eine Leistung, die absoluten Respekt verdient.

Seit der Rückrunde 2020 stellen sich dieser herausfordernden und anspruchsvollen Aufgabe zwei junge Nachwuchsspieler des FC Germania Metternich: 

Rayan Marotta und Ben-Luca Faupel pfeifen ab der Rückrunde 2020 im Fußballkreis Koblenz.

Wir haben Rayan Marotta einen Tag begleitet, um ein Fußballspiel aus der Sicht eines Schiedsrichters sehen zu dürfen und um mit ihm über seinen Entschluss zu reden, Schiedsrichter zu werden. 

Im Interview sprechen wir mit Rayan über seine ersten Erfahrungen als Jungschiedsrichter, seine Sichtweise auf den Fußball sowie seine persönlichen Ziele für die Zukunft.

Interview mit Rayan Marotta

ECHO: Rayan, du bist seit Ende 2019 Schiedsrichter. Wie ist es zu deinem Entschluss gekommen, jetzt auch aus anderer Perspektive am Spiel teilzunehmen? 

RAYAN: Die Entscheidung stand für mich eigentlich schon länger fest. Als Sportler habe ich mich häufig über diverse Entscheidungen der Schiedsrichter geärgert.
Deshalb habe ich mich aus eigenem Interesse und aus Liebe zum Sport dann dazu entschieden selber Schiedsrichter zu werden, um das Spielgeschehen selbst und fairer gestalten zu können.

ECHO: Du hast jetzt Deine ersten Einsätze hinter dich gebracht. Welche Erfahrungen konntest du bereits machen und mitnehmen für die nächsten Einsätze?

RAYAN: Die ersten Spiele werde ich in Ruhe nochmal reflektieren und mir dann Gedanken machen, was ich in den nächsten Spielen anders oder auch besser machen kann.  Persönlich für mich habe ich festgestellt, dass Spielsituationen aus einem anderen Blickwinkel ganz anders zu bewerten sind im Vergleich zur Position als Spieler.

ECHO: Inwiefern hat sich deine Sicht auf das Spiel geändert, wenn du jetzt selber als Spieler auf dem Platz stehst?
Gibt es Situationen, die du jetzt anders handhabst?

RAYAN: Ich denke, dass ich zukünftig Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern nicht mehr allzu oft kommentieren werde.
Aufgrund meiner neuen Sichtweise auf das Spiel habe ich bemerkt, das gewisse Spielsituationen immer aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet werden müssen. Schiedsrichter sind auch nur Menschen und machen selbstverständlich auch Fehler.
Das ist normal und auch nur menschlich.

ECHO: Wie schaffst du es als sehr junger Schiedsrichter dir Respekt gegenüber den Spielern zu verschaffen?

RAYAN: Auf dem Platz merkt man kaum, dass ich erst 16 Jahre alt bin. Aufgrund meines selbstbewussten und sicheren Auftretens wirke ich wohl ein paar Jahre älter. Ich denke diese positive Ausstrahlung überträgt sich auf die beteiligten Mannschaften.
Aufgrund der guten und soliden Ausbildung beim Fußballverband kann ich ruhig und gelassen an diese Aufgabe herangehen.

ECHO: Du spielst selber in der B1 bei der Germania. Wie bringst du die neue Doppelbelastung unter einen Hut? Achtet der Verband darauf oder musst Du Dich selbst organisieren?

RAYAN: Man hat eine App als Schiedsrichter, in der bekomme ich immer alle neuen Mitteilungen, wenn ich als Schiedsrichter angesetzt werde.
Ich kann aber Tage angeben, an denen ich nicht verfügbar bin und der Verband nimmt darauf dann Rücksicht. 
Der Schiedsrichteransetzer findet dann einen passenden Ersatz. In der Regel pfeife ich aber viele Pokalspiele, welche sich mit meinen
Spielen nicht überschneiden. Ich muss aber mindestens 12 Spiele pro Jahr pfeifen, damit ich als aktiver Schiedsrichter gewertet werde.

ECHO: Was sagen deine Mannschaftskameraden dazu, dass du jetzt Schiedsrichter bist?

RAYAN: Meine Mannschaftskameraden haben positiv darauf reagiert, es kommen viele Fragen diesbezüglich. 
Sie nennen mich jetzt “Ref” und weil ich als Stürmer früher viel im Abseits stand scherzen sie oft mit Fragen wie „Weißt du jetzt was Abseits ist? Hast du die Regel jetzt verstanden?“. Aber davon abgesehen sind sie glaube ich alle sehr stolz auf mich.

ECHO: Abseits ist ein gutes Stichwort. Wie hast du die Schiedsrichterausbildung erlebt? Kanntest du alle Regeln schon?

RAYAN: Die Ausbildung ist sehr hilfreich gewesen. Auch als aktiver Fußballer selbst konnte ich noch einiges dazu lernen.
Ich habe gelernt, selbstbewusst auf dem Platz zu stehen, aber auch die Regeln besser zu verstehen.
An sich waren die Regeln aber kein großes Problem, ich kannte fast alles schon, habe aber mein Verständnis für das Regelwerk erweitern können. 

ECHO: Du musstest auch eine Schiedsrichterprüfung ablegen?

RAYAN: Die Prüfung an sich war nicht sehr schwer. Ich habe ja fast die volle Punktzahl erreicht. 55 von 60 Punkten.
Das sind mehr als 90%. Ich denke das ist ziemlich ordentlich.

ECHO: Wie wirst du vom Verband und von der Germania unterstützt?

RAYAN: Von Verbandsseite habe ich anfangs bei den ersten Spielen immer einen Paten dabei. Der Pate ist auch immer für mich da, wenn ich Fragen habe und gibt mir nach den Spielen eine Rückmeldung, wie ich mich geschlagen habe.
Dazu gibt es dann noch hilfreiche Tipps für die Zukunft. Ich bin sehr dankbar, dass der Verband uns Paten zugeteilt hat.

Die Germania hat mich ebenfalls sehr gut unterstützt und vorbereitet.
Der Verein hat dabei für mich die komplette Planung und Organisation des Lehrgangs vorbereitet.

Das war mir eine sehr große Hilfe. Zusätzlich habe ich eine vollständige Grundausstattung von Seiten des Vereins erhalten.
Angefangen bei einer Grundausstattung von Pfeifen und Karten bis zum Schiedsrichter Trikotsatz.
Bei Fragen kann ich mich immer an jemanden wenden. Über mangelnde Unterstützung kann ich mich also nicht beklagen.

ECHO: Du hast noch keinen Führerschein. Bei der Anreise setzt du also noch auf „Taxi Mama“?

RAYAN: Meistens fahre ich mit meinem Roller und wenn es mal weiter weg sein sollte würden mich meine Eltern auch fahren.
Das wäre ja auch so wenn ich ein Auswärtsspiel hätte. Ansonsten habe ich in den ersten Spielen wie gesagt auch einen Paten.
Der kann mich notfalls auch mitnehmen.

ECHO: Was war bisher dein persönliches Highlight?

RAYAN: Mein persönliches Highlight war die Rückmeldung meines Paten nach dem ersten Spiel. Ich habe ein sehr positives Feedback erhalten.
Er sieht viel Potenzial in mir. Das hat mich sehr gefreut.
Besonders gelobt hat er mich, als ich eine Abseitsposition sofort erkannt habe und direkt reagiert habe.

ECHO: Vielen Dank für das Gespräch, Rayan. Wir wünschen dir weiter viel Erfolg als Spieler und Schiedsrichter.

Ein Spieltag mit Rayan

Noch 30 Minuten bis zum Anpfiff

Vorbesprechung mit dem Paten, kurze Einweisung in den Ablauf Kontrolle Spielerberechtigung

Noch 10 Minuten bis zum Anpfiff

Letzte Anweisungen durch den Paten vor Kontrolle der Startaufstellung und Spielerberechtigung

Noch 25 Minuten bis zum Anpfiff

Briefing Heimtrainer bezüglich Ablauf der Spielerkontrolle und Update Regelwerk

Noch 5 Minuten bis zum Anpfiff

Überprüfung der Spielerberechtigung der Gastmannschaft und Spieler anhand des Spielberichtes

Noch 22 Minuten bis zum Anpfiff

Änderung Startaufstellung durch den Heimtrainer, Aktualisierung des Spielberichts (DFBnet)

Noch 1 Minute bis zum Anpfiff

Seitenwahl mit den jeweiligen Kapitänen, dabei Begrüßung und Hinweis auf die Beachtung des Fair Plays

Noch 15 Minuten bis zum Anpfiff

Briefing Gästetrainer Ablauf Spielerkontrolle und Update Regelwerk

Nach dem Schlusspfiff

Debriefing mit dem Paten und Unterstützern, was war gut und was gilt es in Zukunft zu verbessern

Wie werde ich Schiedsrichter?

Du interessierst dich dafür Schiedsrichter zu werden?
Dann gibt es hier ein paar wichtige Infos für dich!

Mindestalter

Die Schiedsrichter-Ordnung des DFB empfiehlt ein Mindestalter von 12 Jahren.

Weitere Voraussetzungen

Du musst Mitglied in einem Fußballverein sein und die Bereitschaft haben mindestens 12 Spiele im Jahr zu leiten.

Ausbildung

Der Schiedsrichteranwärterlehrgang geht über zwei Wochenenden und beschäftigt sich mit den Grundlegenden Fußballregeln.

Prüfung

In der schriftlichen Prüfung werden dir Fragen zu den Regeln im Spiel gestellt.

Einsätze

Die Einsätze wirst du in den Basisklassen des Junioren- oder Seniorenbereichs haben.
Das kommt ganz auf dein Alter an. Begleitet wirst du zu den ersten Einsätzen von einem erfahrenen Kollegen, dein Pate.

Finanzen

Die Grundausrüstung bekommst du vom Verein gestellt.
Für jede Spielleitung  bekommst du eine kleine Aufwandsentschädigung.
Auch die Fahrtkosten werden dir erstattet.

Ansprechpartner

 

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Die neue Gaming-App des DFB

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Tags

Interview, Marotta, Rayan, Schiedsrichter